Der Blick aufs Theater „von vorne”: seine Erschließung von der Hindenburgstraße

Theater Trier, Blick von Hindenburgstraße © Alois Peitz

Der Standort des Theaters an seiner heutigen Stelle ist der zweite, im Meinungsbild von 1962 wohl der zweitbeste nach dem eigentlich vorgesehen Platz an der Weberbach im westlichen Bereich der Kaiserthermen. Aus heutiger Sicht kann man dazu zwei Tatsachen feststellen. Erstens ist das Theater am Augustinerhof ganz nahe ans römische Zentrum gerückt. Die planenden Architekten Graubner/Müller formulierten schon damals: ”[…] An der neuen Stelle, an der wir heute den Grundstein versenken, ist der Theaterbau mehr in das Herz der Stadt gerückt und damit mehr in das Leben ihrer Bürger eingebaut”.[1] Das ist inzwischen auch eine positive Erfahrung in der Bevölkerung.

Die zweite Tatsache, die mit dem Standort des Theaters am Augustinerhof zusammenhängt, ist weniger erfreulich. Die Wünsche der Planer und die Beschlüsse des Stadtrates von damals zur städtebaulichen Integration des Theaters wurden vernachlässigt und (noch) nicht umgesetzt – leider! Aber was nicht ist, kann ja noch werden und für bauliche Entwicklungen in einer Stadt ist es nie zu spät.

Mit Blick von vorne auf das Trierer Theater im Modell: Gerhard Graubner, Hans Schneider, Kraft, Zenz, Quelle: Emil Zenz, Trier im 20. Jahrhundert

Wie hatten sich die Planenden und der Stadtrat 1962 die Einbindung in das Stadtgefüge vorgestellt? An zwei Stellen sollte sich das Theater weiter entwickeln. Erstens nach Südosten Richtung Hindenburgstraße und Viehmarktplatz. Wer einmal über die Mauer an der Hindenburgstraße aufs Theater schaut (besser noch vom OG des Hauses gegenüber), der erlebt eine Überraschung. Er sieht das Theater „von vorne”, er erkennt die Achse des Bühnenturms und wie ein Bug kommt in voller Breite das Foyer auf ihn zu. Da wird erst bewusst, dass der heutige Eingang vom Augustinerhof ein Seiteneingang ist. Die Architekten 1962: „Um vor dem Theater (zur Hindenburgstraße, d. Verf.) die vorgesehenen Grünanlagen schaffen zu können, müssen außerdem weitere Grundstücke freigemacht werden”.[2]

Das Spannungsverhältnis zwischen dem geschlossenen introvertierten Kern des Theaters und dem sich (auf „demokratische Weise”, Zitat Graubner) nach allen Seiten in die Stadt öffnenden Foyer ist eigentlich in seiner ganzen Bedeutung nur von der Hindenburgstraße zu erleben. Das hat jetzt eine Chance, wo das Grundstück der Kirchengemeinde St. Antonius an der Hindenburgstraße inkl. Pfarrhausgebäude des Architekten H.O. Vogel zum Erwerb oder zur Pacht ansteht. Eine einmalige Chance zur Freistellung des Theaters und seiner Erschließung „von vorne”.

Die zweite Möglichkeit einer Vervollständigung und zur besseren Integration des Theaters am Augustinerhof sahen die Planer damals auf der Nordostseite in Richtung Antoniuskirche. Hier sollte nach einem Erwerb von Grundstücken eine Erweiterung mit Werkstatträumen als 2. Bauabschnitt erfolgen und mit einer fußläufigen Verbindung zur Antoniuskirche und zum mittelalterlichen Straßennetz die Einbindung ins Stadtgefüge selbstverständlicher werden. Planungsrelevant ist dazu nichts eingeleitet, mittel- oder langfristig verfolgenswert bleibt die Idee jedenfalls.

Die Vereine Trier-Forum e.V. und baukultur trier e.V bieten in Kooperation mit der Hochschule Trier zur Klärung und Förderung der städtebaulichen Entwicklung im größeren Umfeld des Theaters diesen hier beschrieben und für alle Bürger offenen Workshop an. Architekten werden in Abstimmung mit der Stadtverwaltung und Betroffenen, mit Fachleuten unterschiedlicher Institutionen und mit Bürgern in einer 1 1/2 tägigen Veranstaltung ausloten und sammeln, was es an Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten für dieses Stadtviertel so gibt ” kurzfristig, mittelfristig, langfristig.

Text: Alois Peitz


[1] Architekt Graubner bei der Grundsteinlegung am 1. Januar 1962
[2] Architekten Graubner/Müller im Erläuerungsbericht, in: Graubner, Theaterbau, München 1968, S. 65